Die De-Generation

  • 28. September 2022  – 
  • Rubikon

Die De-Generation

28.09.2022 – Rubikon

Die De-Generation

Der Musiker und Philosoph Robert Scheer verarbeitet seine Eindrücke vom gesellschaftlichen Niedergang in impressionistischen Sprachbildern.

1. Die Wissenschaft dahinter

Mit fast 50 Jahren habe ich mir im Leben zwei Fähigkeiten erworben: Das Nichtstun und das Im-Kaffeehaus-Sein. Über das Nichtstun gibt es nichts zu sagen einerseits, oder unendlich viel zu sagen andererseits. Vielleicht werde ich eines Tages meine unglaublichen Kenntnisse in diesem Bereich preisgeben, aber nicht jetzt.

In diesem Bericht geht es um das Café, die Menschen und die Dummheit. Spätestens seit ich an der Uni Haifa Philosophie studierte, begeisterte ich mich fürs Sitzen im Kaffeehaus. Dort habe ich gelernt, was ich so im Leben lernen musste: Nichts. Und viel davon!

Wie die liebe Leserin und der liebe Leser bereits sehen können, das Nichtstun ist bei mir streng mit dem Sitzen im Café verbunden, und umgekehrt. Die wissenschaftliche Formel lautet:

Nichtstun = Sitzen im Kaffeehaus
Sitzen im Kaffeehaus = Nichtstun

2. Die ungarische Art zu leben

Einen großen Einfluss auf mich hatten manche ungarischen Schriftsteller aus der „Goldenen Epoche“, also vor 100 Jahren. In Budapester Kaffeehäusern schlürften Schriftsteller wie Sándor Márai und Dezsö Kosztolányi ihren Schwarzen, unterhielten sich, lasen die Zeitung und schrieben. Gewiss, das Schicksal eines ungarischen Dichters ist ungewöhnlich hart, da ein echter ungarischer Poet bekanntlich jemand ist, der sich, nun ja, umbringt.

Die ungarische Literatur ist buchstäblich voll mit Selbstmördern. Man muss sozusagen wirklich beweisen, was man kann. In Ungarn geht es ernst zur Sache. Ein echter ungarischer Schriftsteller muss sich einfach umbringen — sonst verpasst er, seinen Namen in den Annalen der Literatur erwähnt zu bekommen. Feige Schriftsteller werden vom ungarischen Volk nicht verehrt, sie verschwinden schlicht und einfach von der Literaturbühne, als wären sie nie da gewesen. Sie geraten in Vergessenheit.

Man sollte mich nicht falsch verstehen: Es sind nicht nur Künstler, die sich in Ungarn umbringen. In Ungarn ist Suizid eine Art Volkssport. Die Ungarn sind dabei stets Weltspitze.

Die tschechischen Schriftsteller sind, wie ihre ungarischen Kollegen, auch eine gefährdete Spezies. Anders als die Ungarn ziehen die Tschechen das Springen aus hohen Fenstern vor.

Jump — und gute Nacht! Bei den Ungarn ist es völlig gleichgültig, wie man Selbstmord begeht, solange man ihn begeht. Um das Bild vollständig zu machen, musste ich diese „dunklen Seiten“ des typisch ungarischen Kaffeehausgängers erwähnen, nach dem Motto: Nicht alles ist, wie es scheint.

Man muss sich das so vorstellen: Ein Ungar geht ins Kaffeehaus, unterhält sich, trinkt, lacht, liest, schreibt, lacht, trinkt, und dann … ist alles vorbei. Nichts für Schwächlinge. Nichts für die Generation Schlafschaf-Woke.

3. Maskerade

Zwei Jahre lang, in der sogenannten „Pandemie“, suchte ich kein Café auf. Ja, das Nichtstun an sich tat ich wohl weiter, aber sozusagen in Isolation, zu Hause. Da man seit kurzem ohne Maske ins Kaffeehaus darf, riskierte ich einen Besuch. Nach so viel Zeit fühlte es sich komisch an, wieder da zu sein. Zumal ich früher ein Profi-Kaffeegänger war, ließ ich mir meine Hemmungen nicht anmerken.

Als ich einen Cappuccino bestellte, sah ich, dass sowohl die Bedienung wie auch die Menschen um mich herum einen Waschlappen auf dem Gesicht trugen.

Ich rieb meine Augen.

Instinktiv wollte ich alle fragen, warum, warum sie eine Maske tragen, wenn überhaupt keine Maske nötig sei, vielleicht wegen Pickel oder hässlicher Züge im Gesicht? Als ich aber die Schafaugen der Menschen sah, entschied ich mich, nichts zu fragen. Lebende Tote, sagte ich mir und kratzte mich am Kopf.

„3 Euro.“

Määääääh, sagte ich.

Die starren Augen schienen zu fragen: Wie bitte?

Plötzlich war es so, als würde mir eine Stimme etwas ins Ohr flüstern.

De — ge …

„Dein Cappuccino …“

Die junge Bedienung duzte mich.

Mein Gesicht schnitt ein Lächeln. „Danke.“

Ich nahm meinen Cappuccino an einen leeren Tisch und ließ mich auf einen Stuhl fallen. Ich sah mich um. Nur die jungen Menschen, die an den kleinen Tischen saßen, zeigten Gesicht. Interessante, lächelnde Gesichter — ohne Pickel. Alle, die dabei waren, etwas zu bestellen, hatten Masken an.

De — ge — ne …

Der Kaffee schmeckte nicht einmal schlecht. Nicht das Schwarze ist das Problem, sagte ich mir und fuhr mit der Zunge an der Oberlippe entlang.

De — ge — ne — ra …

Popmusik spielte im Hintergrund. Menschen unterhielten sich, lachten. Wie früher, fiel mir ein, wie vor zwei Jahren. Draußen schien die Sonne; ein perfekter Frühlingstag.

De — ge — ne — ra — tion.

DEGENERATION!

Ich nahm einen Schluck von meinem mit Schaumweiß befleckten Schwarzen.

Määääähh.

Ganz Deutschland.

Määäääääähhhh.

Die ganze Welt. Im Untergehen.

Degenerierte Menschen. Degenerierte Generation. Degenerierte Stadt, meine Stadt Tübingen. Degenerierter Bürgermeister. Alles vollkommen degeneriert.

Nachdem ich einige Seiten in einem Buch gelesen und das kalt gewordene Getränk ausgetrunken hatte, ging ich aus dem Kaffeehaus hinaus. Auf der Straße sah ich viele Menschen mit Masken. Tragische Faschingsstimmung. Alles Fake.

4. Der Atem des Nichts

Mit schnellen Schritten machte ich mich auf den Weg in die Natur. Die Bäume schienen mir mit ihren majestätischen Ästen und Zweigen zuzuwinken, mich in ihrer unmittelbaren Nähe willkommen zu heißen.

Hallo!

Hallo!

Ich atmete ein.

Ich atmete aus.

Ahhhhhhh.

Vögel flogen frei in den Lüften und sangen, als würde ihr Leben daran hängen.

Tschip … tschiptschiptschip.

Vor meinem geistigen Auge erschien ein gerahmtes Bild eines ungarischen Schriftstellers, bevor es wie ein Luftbalkon zerplatzte.

Bum!

War das … ich?

Ich atmete durch.

Ahhhhhhhhhhhhh.

In der Natur herrschte die Frühlingserneuerung, eine Wiedergeburt, ein Fest. Ein paar Schmetterlinge flatterten über das Gras. Ein Eichhörnchen horchte auf, sah wie eine Statue aus.

Die Natur weiß, wann sie blühen und sterben soll. Sie besitzt das Wissen, das heilige Wissen. Nach dem Tag kommt die Nacht, ein Kreislauf folgt dem nächsten: Sekundenzyklen, Minutenzyklen, Tageszyklen, Monatszyklen, Jahreszyklen, Jahrtausendzyklen, Jahrmillionenzyklen. Unendliche Zyklen im Labyrinth des Lebens.

Durch die Jahrtausende hat uns das System verdummt, dachte ich und setzte mich auf eine Bank.

Langsam schloss ich meine Augen, wartete einige Augenblicke, dann öffnete ich sie wieder. Das Licht leuchtete mit goldenen, strahlenden Farben. Ein Hund bellte. Ein Kind weinte.

Eine laute Frauenstimme sagte: Nicht weinen, Felix. Du kriegst kein Eis!

Papa, Papa! Felix versuchte sein Glück bei seinem Vater.

Kein Eis!

Aber Mama … eine Kugel, nur eine … Ahhhhhh.

Felix!

Der Hund bellte noch ein paar Mal, wau wau, wauwauwau. Felix weinte und wollte Eis.

Nicht heute, Felix!

Eine Kugel … Schokolade … Schokoladeneis … Ahhhhhhhhh.

Wir gehen nach Hause!

Eis! Ahhhhhhhhhhh.

Aufhören! Felix!

Von fern ertönte Sirenengeheul, das näherkommend sich verstärkte und verstärkte.

Menschengelächter.

Hahaha.

5. Die ewige Wiederkehr der Jahreszeiten

Das Jahr fängt eigentlich am 21. März an, dachte ich mir. Das ist der natürliche Kalender, das ist, wenn die Sonne am Horizont ist, langsam aufgeht, der Tag und die Nacht gleich lang sind. Der Höhepunkt des Sonnenanstiegs wird am 21. Juni erreicht; hier ist der Tag am längsten, während die Nacht die kürzeste ist. Am 21. September geht die Sonne am Horizont unter, wieder sind Nacht und Tag gleich lang. Am 21. Dezember steht die Sonne am tiefsten; der Tag ist am kürzesten und die Nacht am längsten. Drei Tage steht die Sonne still, ohne sich zu bewegen, um dann am 25. Dezember wieder aufzugehen, wiedergeboren zu werden. In unendlich vielen „primitiven“ Kulturen wurden diese Sachen verstanden: Der ewige Kreislauf.

Alles ist eins, eins ist alles.

Handys, Masken, Krankheiten, Impfungen, Krieg.

Zirkus fürs Volk.

Das Leben ist eine Bühne.

Der Himmel von zahlreichen Flugzeugen durchschnitten.

6. Verdummung mit System

Wir sind die Barbaren, wir sind die Primitiven, denn wir haben das einfachste Wissen vergessen. Wir schauen nur noch nach unten — nie nach oben. Uns wird der erste Januar als Jahres Beginn vorgegaukelt. Wir sind so dumm geworden, dass wir September als den neunten Monat, Oktober als den zehnten, November als den elften und Dezember als den zwölften Monat betrachten.

September bedeutet auf Latein sieben, Oktober acht, November neun und Dezember zehn. Die römischen Kaiser Julius Caesar und Augustus nahmen zwei Monate für sich in Anspruch: Juli und August.

Wir leben in einem Irrenhaus, in einem Gefängnis des Wahnsinns. Die herrschende Elite besteht aus Irren und Mördern. Nur, wir wissen es nicht. Wollen es nicht wissen.

Alles, was wir wissen, ist falsch.

Kindergarten, Schule, Universität sind da, um unser Denken zu zerstören.

Fassungslosigkeit.

Das kann doch nicht wahr sein!

Doch, doch!

Die Wirklichkeit ist unendlich tragisch.

Irre und Mörder!

Die Lüge ist so riesig, dass wir die Riesenlüge des korrupten Systems glauben.

Hundegebell erklingt wie aus einer anderen Realität.

Wau, wauwauwau …

Rex! Hör auf, Rex.

Wau!

Wir denken, dass wir verstehen. Wir rationalisieren. Die Lüge bleibt aber eine Lüge. Die Wirklichkeit können nur die Wenigsten ertragen. Die Menschen fliehen vor der Freiheit, als wäre sie für sie etwas Unerträgliches, Ungeheuerliches, Gefährliches. Wir sind ständig auf der Flucht vor uns selbst.

Genug ist genug!

Wir sind so verdummt, dass wir das Dümmste der Dümmsten glauben — und das System lacht sich tot.

Hahaha, hihihi.

Es ist Zeit für eine Wende!

7. Im Lager 2.0

Ich schaute nach oben. Am Himmel sah ich unnatürlich weiße Striche, ähnlich wie die Meisterwerke moderner Kunst. Nichtssagend. Dekadent. Krank. Krankmachend. Chemische Sprühgifte.

Die beste aller Welten, die schöne neue Welt.

Das System möchte das Beste für uns.

Great Reset. Agenda 2030. Bevölkerungsreduktion.

Tschiptschip.

Tschiptschiptschip.

Wirklichkeit oder Illusion?

Mit Frieden ist Krieg gemeint, mit Gesundheit Krankheit.

Die Spritze ist doch gut … für wen?

Die Klima-Story ist gut … für wen?

Hahaha, hihihi.

Sie lachen sich ins Fäustchen, die Psychopathen, Geistesgestörten. Sie hassen uns.

Die Rote Linie ist überschritten worden.

Keine Angst.

Genug ist genug!

8. Nation Degeneration

Wie auf einer Farm, sagte ich mir, auf der Bank sitzend. Sklaven auf der Farm.

Animal Farm.

Määäääääähhhhh.

Degeneriert …

Aber die Freiheit ist da.

Und die Wahrheit — sie stirbt nie.

Halleluja.

Nation Degeneration — Zeit aufzuwachen!

Meine Augen bewegten sich von links nach rechts, von rechts nach links. Das sonnige Panorama wirkte göttlich in seiner Schönheit. Mein Blick fokussierte das Zentrum, wo sich etwas bewegte.

Was … was ist das?

Ein Vogel?

Ein Bussard?

Ein … Engel?

Glück?

Ich rieb meine Augen.

Ein Traum?

Eine Wärme stieg in mir auf.

Gänsehaut.

Jawohl, eine weiße Taube!

von Robert Scheer

Die De-Generation

28.09.2022 – Rubikon

Die De-Generation

Der Musiker und Philosoph Robert Scheer verarbeitet seine Eindrücke vom gesellschaftlichen Niedergang in impressionistischen Sprachbildern.

1. Die Wissenschaft dahinter

Mit fast 50 Jahren habe ich mir im Leben zwei Fähigkeiten erworben: Das Nichtstun und das Im-Kaffeehaus-Sein. Über das Nichtstun gibt es nichts zu sagen einerseits, oder unendlich viel zu sagen andererseits. Vielleicht werde ich eines Tages meine unglaublichen Kenntnisse in diesem Bereich preisgeben, aber nicht jetzt.

In diesem Bericht geht es um das Café, die Menschen und die Dummheit. Spätestens seit ich an der Uni Haifa Philosophie studierte, begeisterte ich mich fürs Sitzen im Kaffeehaus. Dort habe ich gelernt, was ich so im Leben lernen musste: Nichts. Und viel davon!

Wie die liebe Leserin und der liebe Leser bereits sehen können, das Nichtstun ist bei mir streng mit dem Sitzen im Café verbunden, und umgekehrt. Die wissenschaftliche Formel lautet:

Nichtstun = Sitzen im Kaffeehaus
Sitzen im Kaffeehaus = Nichtstun

2. Die ungarische Art zu leben

Einen großen Einfluss auf mich hatten manche ungarischen Schriftsteller aus der „Goldenen Epoche“, also vor 100 Jahren. In Budapester Kaffeehäusern schlürften Schriftsteller wie Sándor Márai und Dezsö Kosztolányi ihren Schwarzen, unterhielten sich, lasen die Zeitung und schrieben. Gewiss, das Schicksal eines ungarischen Dichters ist ungewöhnlich hart, da ein echter ungarischer Poet bekanntlich jemand ist, der sich, nun ja, umbringt.

Die ungarische Literatur ist buchstäblich voll mit Selbstmördern. Man muss sozusagen wirklich beweisen, was man kann. In Ungarn geht es ernst zur Sache. Ein echter ungarischer Schriftsteller muss sich einfach umbringen — sonst verpasst er, seinen Namen in den Annalen der Literatur erwähnt zu bekommen. Feige Schriftsteller werden vom ungarischen Volk nicht verehrt, sie verschwinden schlicht und einfach von der Literaturbühne, als wären sie nie da gewesen. Sie geraten in Vergessenheit.

Man sollte mich nicht falsch verstehen: Es sind nicht nur Künstler, die sich in Ungarn umbringen. In Ungarn ist Suizid eine Art Volkssport. Die Ungarn sind dabei stets Weltspitze.

Die tschechischen Schriftsteller sind, wie ihre ungarischen Kollegen, auch eine gefährdete Spezies. Anders als die Ungarn ziehen die Tschechen das Springen aus hohen Fenstern vor.

Jump — und gute Nacht! Bei den Ungarn ist es völlig gleichgültig, wie man Selbstmord begeht, solange man ihn begeht. Um das Bild vollständig zu machen, musste ich diese „dunklen Seiten“ des typisch ungarischen Kaffeehausgängers erwähnen, nach dem Motto: Nicht alles ist, wie es scheint.

Man muss sich das so vorstellen: Ein Ungar geht ins Kaffeehaus, unterhält sich, trinkt, lacht, liest, schreibt, lacht, trinkt, und dann … ist alles vorbei. Nichts für Schwächlinge. Nichts für die Generation Schlafschaf-Woke.

3. Maskerade

Zwei Jahre lang, in der sogenannten „Pandemie“, suchte ich kein Café auf. Ja, das Nichtstun an sich tat ich wohl weiter, aber sozusagen in Isolation, zu Hause. Da man seit kurzem ohne Maske ins Kaffeehaus darf, riskierte ich einen Besuch. Nach so viel Zeit fühlte es sich komisch an, wieder da zu sein. Zumal ich früher ein Profi-Kaffeegänger war, ließ ich mir meine Hemmungen nicht anmerken.

Als ich einen Cappuccino bestellte, sah ich, dass sowohl die Bedienung wie auch die Menschen um mich herum einen Waschlappen auf dem Gesicht trugen.

Ich rieb meine Augen.

Instinktiv wollte ich alle fragen, warum, warum sie eine Maske tragen, wenn überhaupt keine Maske nötig sei, vielleicht wegen Pickel oder hässlicher Züge im Gesicht? Als ich aber die Schafaugen der Menschen sah, entschied ich mich, nichts zu fragen. Lebende Tote, sagte ich mir und kratzte mich am Kopf.

„3 Euro.“

Määääääh, sagte ich.

Die starren Augen schienen zu fragen: Wie bitte?

Plötzlich war es so, als würde mir eine Stimme etwas ins Ohr flüstern.

De — ge …

„Dein Cappuccino …“

Die junge Bedienung duzte mich.

Mein Gesicht schnitt ein Lächeln. „Danke.“

Ich nahm meinen Cappuccino an einen leeren Tisch und ließ mich auf einen Stuhl fallen. Ich sah mich um. Nur die jungen Menschen, die an den kleinen Tischen saßen, zeigten Gesicht. Interessante, lächelnde Gesichter — ohne Pickel. Alle, die dabei waren, etwas zu bestellen, hatten Masken an.

De — ge — ne …

Der Kaffee schmeckte nicht einmal schlecht. Nicht das Schwarze ist das Problem, sagte ich mir und fuhr mit der Zunge an der Oberlippe entlang.

De — ge — ne — ra …

Popmusik spielte im Hintergrund. Menschen unterhielten sich, lachten. Wie früher, fiel mir ein, wie vor zwei Jahren. Draußen schien die Sonne; ein perfekter Frühlingstag.

De — ge — ne — ra — tion.

DEGENERATION!

Ich nahm einen Schluck von meinem mit Schaumweiß befleckten Schwarzen.

Määääähh.

Ganz Deutschland.

Määäääääähhhh.

Die ganze Welt. Im Untergehen.

Degenerierte Menschen. Degenerierte Generation. Degenerierte Stadt, meine Stadt Tübingen. Degenerierter Bürgermeister. Alles vollkommen degeneriert.

Nachdem ich einige Seiten in einem Buch gelesen und das kalt gewordene Getränk ausgetrunken hatte, ging ich aus dem Kaffeehaus hinaus. Auf der Straße sah ich viele Menschen mit Masken. Tragische Faschingsstimmung. Alles Fake.

4. Der Atem des Nichts

Mit schnellen Schritten machte ich mich auf den Weg in die Natur. Die Bäume schienen mir mit ihren majestätischen Ästen und Zweigen zuzuwinken, mich in ihrer unmittelbaren Nähe willkommen zu heißen.

Hallo!

Hallo!

Ich atmete ein.

Ich atmete aus.

Ahhhhhhh.

Vögel flogen frei in den Lüften und sangen, als würde ihr Leben daran hängen.

Tschip … tschiptschiptschip.

Vor meinem geistigen Auge erschien ein gerahmtes Bild eines ungarischen Schriftstellers, bevor es wie ein Luftbalkon zerplatzte.

Bum!

War das … ich?

Ich atmete durch.

Ahhhhhhhhhhhhh.

In der Natur herrschte die Frühlingserneuerung, eine Wiedergeburt, ein Fest. Ein paar Schmetterlinge flatterten über das Gras. Ein Eichhörnchen horchte auf, sah wie eine Statue aus.

Die Natur weiß, wann sie blühen und sterben soll. Sie besitzt das Wissen, das heilige Wissen. Nach dem Tag kommt die Nacht, ein Kreislauf folgt dem nächsten: Sekundenzyklen, Minutenzyklen, Tageszyklen, Monatszyklen, Jahreszyklen, Jahrtausendzyklen, Jahrmillionenzyklen. Unendliche Zyklen im Labyrinth des Lebens.

Durch die Jahrtausende hat uns das System verdummt, dachte ich und setzte mich auf eine Bank.

Langsam schloss ich meine Augen, wartete einige Augenblicke, dann öffnete ich sie wieder. Das Licht leuchtete mit goldenen, strahlenden Farben. Ein Hund bellte. Ein Kind weinte.

Eine laute Frauenstimme sagte: Nicht weinen, Felix. Du kriegst kein Eis!

Papa, Papa! Felix versuchte sein Glück bei seinem Vater.

Kein Eis!

Aber Mama … eine Kugel, nur eine … Ahhhhhh.

Felix!

Der Hund bellte noch ein paar Mal, wau wau, wauwauwau. Felix weinte und wollte Eis.

Nicht heute, Felix!

Eine Kugel … Schokolade … Schokoladeneis … Ahhhhhhhhh.

Wir gehen nach Hause!

Eis! Ahhhhhhhhhhh.

Aufhören! Felix!

Von fern ertönte Sirenengeheul, das näherkommend sich verstärkte und verstärkte.

Menschengelächter.

Hahaha.

5. Die ewige Wiederkehr der Jahreszeiten

Das Jahr fängt eigentlich am 21. März an, dachte ich mir. Das ist der natürliche Kalender, das ist, wenn die Sonne am Horizont ist, langsam aufgeht, der Tag und die Nacht gleich lang sind. Der Höhepunkt des Sonnenanstiegs wird am 21. Juni erreicht; hier ist der Tag am längsten, während die Nacht die kürzeste ist. Am 21. September geht die Sonne am Horizont unter, wieder sind Nacht und Tag gleich lang. Am 21. Dezember steht die Sonne am tiefsten; der Tag ist am kürzesten und die Nacht am längsten. Drei Tage steht die Sonne still, ohne sich zu bewegen, um dann am 25. Dezember wieder aufzugehen, wiedergeboren zu werden. In unendlich vielen „primitiven“ Kulturen wurden diese Sachen verstanden: Der ewige Kreislauf.

Alles ist eins, eins ist alles.

Handys, Masken, Krankheiten, Impfungen, Krieg.

Zirkus fürs Volk.

Das Leben ist eine Bühne.

Der Himmel von zahlreichen Flugzeugen durchschnitten.

6. Verdummung mit System

Wir sind die Barbaren, wir sind die Primitiven, denn wir haben das einfachste Wissen vergessen. Wir schauen nur noch nach unten — nie nach oben. Uns wird der erste Januar als Jahres Beginn vorgegaukelt. Wir sind so dumm geworden, dass wir September als den neunten Monat, Oktober als den zehnten, November als den elften und Dezember als den zwölften Monat betrachten.

September bedeutet auf Latein sieben, Oktober acht, November neun und Dezember zehn. Die römischen Kaiser Julius Caesar und Augustus nahmen zwei Monate für sich in Anspruch: Juli und August.

Wir leben in einem Irrenhaus, in einem Gefängnis des Wahnsinns. Die herrschende Elite besteht aus Irren und Mördern. Nur, wir wissen es nicht. Wollen es nicht wissen.

Alles, was wir wissen, ist falsch.

Kindergarten, Schule, Universität sind da, um unser Denken zu zerstören.

Fassungslosigkeit.

Das kann doch nicht wahr sein!

Doch, doch!

Die Wirklichkeit ist unendlich tragisch.

Irre und Mörder!

Die Lüge ist so riesig, dass wir die Riesenlüge des korrupten Systems glauben.

Hundegebell erklingt wie aus einer anderen Realität.

Wau, wauwauwau …

Rex! Hör auf, Rex.

Wau!

Wir denken, dass wir verstehen. Wir rationalisieren. Die Lüge bleibt aber eine Lüge. Die Wirklichkeit können nur die Wenigsten ertragen. Die Menschen fliehen vor der Freiheit, als wäre sie für sie etwas Unerträgliches, Ungeheuerliches, Gefährliches. Wir sind ständig auf der Flucht vor uns selbst.

Genug ist genug!

Wir sind so verdummt, dass wir das Dümmste der Dümmsten glauben — und das System lacht sich tot.

Hahaha, hihihi.

Es ist Zeit für eine Wende!

7. Im Lager 2.0

Ich schaute nach oben. Am Himmel sah ich unnatürlich weiße Striche, ähnlich wie die Meisterwerke moderner Kunst. Nichtssagend. Dekadent. Krank. Krankmachend. Chemische Sprühgifte.

Die beste aller Welten, die schöne neue Welt.

Das System möchte das Beste für uns.

Great Reset. Agenda 2030. Bevölkerungsreduktion.

Tschiptschip.

Tschiptschiptschip.

Wirklichkeit oder Illusion?

Mit Frieden ist Krieg gemeint, mit Gesundheit Krankheit.

Die Spritze ist doch gut … für wen?

Die Klima-Story ist gut … für wen?

Hahaha, hihihi.

Sie lachen sich ins Fäustchen, die Psychopathen, Geistesgestörten. Sie hassen uns.

Die Rote Linie ist überschritten worden.

Keine Angst.

Genug ist genug!

8. Nation Degeneration

Wie auf einer Farm, sagte ich mir, auf der Bank sitzend. Sklaven auf der Farm.

Animal Farm.

Määäääääähhhhh.

Degeneriert …

Aber die Freiheit ist da.

Und die Wahrheit — sie stirbt nie.

Halleluja.

Nation Degeneration — Zeit aufzuwachen!

Meine Augen bewegten sich von links nach rechts, von rechts nach links. Das sonnige Panorama wirkte göttlich in seiner Schönheit. Mein Blick fokussierte das Zentrum, wo sich etwas bewegte.

Was … was ist das?

Ein Vogel?

Ein Bussard?

Ein … Engel?

Glück?

Ich rieb meine Augen.

Ein Traum?

Eine Wärme stieg in mir auf.

Gänsehaut.

Jawohl, eine weiße Taube!

von Robert Scheer


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